NFP Methode: Natürliche Familienplanung erklärt
Symptothermale Methode unter der Lupe
Pille, Spirale, Kondom – Verhütungsmittel gibt es viele. Aber hast Du schon mal was von NFP gehört? Die Abkürzung steht für natürliche Familienplanung. Dabei geht es um weit mehr als nur „ein bisschen Temperaturmessen“ – Körperwissen wird hier mit moderner Technik kombiniert. Egal, ob Du hormonfrei verhüten oder einfach Deinen Körper besser kennenlernen möchtest: Die symptothermale Methode könnte genau das Richtige für Dich sein.
Was ist NFP?
NFP ist kurz für natürliche Familienplanung – und bedeutet ganz einfach: Du beobachtest Deinen Körper und nutzt diese Infos, um Deine fruchtbaren und unfruchtbaren Tage im Zyklus zu erkennen. Das Ziel? Entweder Du möchtest schwanger werden – oder genau das vermeiden. Und das ganz ohne Hormone!
Das Herzstück der NFP Methode ist das genaue Erkennen des Eisprungs. Denn: Nur wenige Tage im Zyklus bist Du überhaupt fruchtbar. Wenn Du weißt, wann diese Phase ist, weißt Du auch, wann sie nicht ist – und kannst an diesen Tagen zum Beispiel auf zusätzliche Verhütungsmittel wie Kondom oder Diaphragma verzichten.
Bei der sogenannten symptothermalen Methode – der bekanntesten und auch wissenschaftlich am besten untersuchten Form der NFP – werden zwei Körperzeichen täglich beobachtet: die Körpertemperatur und der Zervixschleim. Diese verändern sich nämlich ganz charakteristisch rund um den Eisprung. Die Beobachtungen werden in ein Zyklusblatt oder eine NFP-App eingetragen – und nach festen Regeln ausgewertet. So bekommst Du mit der Zeit ein ziemlich gutes Bild davon, was in Deinem Zyklus abgeht.
NFP funktioniert leider nicht "mal eben nebenbei", sondern braucht ein bisschen Übung und Aufmerksamkeit – aber keine Sorge: Mit modernen Zyklustrackern, NFP-Apps oder sogar Verhütungscomputern wird das Ganze viel einfacher.
Verschiedene Varianten der natürlichen Familienplanung
Es gibt mehrere Methoden der natürlichen Verhütung, die sich in ihrer Herangehensweise unterscheiden:
Grundlagen der NFP: Hintergrundwissen zum Zyklus
Um die NFP-Methode zu verstehen, ist ein grundlegendes Wissen über den weiblichen Zyklus hilfreich. Ein Zyklus beginnt mit dem ersten Tag der Menstruation und dauert durchschnittlich 28 Tage – die Zykluslänge kann aber durchaus auch kürzer oder länger sein.
In der Zyklusmitte (meist um den 14. Tag, Schwankungen sind möglich!) findet der Eisprung statt: Eine Eizelle wird vom Eierstock freigegeben und ist für etwa 12 bis 24 Stunden befruchtbar. Da Spermien bis zu fünf Tage im Körper überleben können, gilt der Zeitraum von etwa sechs Tagen vor dem Eisprung bis zum Tag danach als fruchtbare Phase.
Zwei zentrale Hormone steuern diesen Ablauf:
Körperliche Anzeichen wie Basaltemperatur, Zervixschleim und Muttermund verändern sich in typischer Weise im Zyklusverlauf. Diese Veränderungen kannst Du beobachten und dokumentieren – die Grundlage für die symptothermale Methode der NFP.
Auch Begleiterscheinungen wie Mittelschmerz, Brustspannen oder Stimmungsschwankungen können auf den Eisprung hinweisen, sind aber individuell verschieden und weniger zuverlässig.
NFP Methode: So funktioniert’s
Die NFP Verhütung basiert auf einem einfachen Prinzip: Du beobachtest Deinen Körper genau, um herauszufinden, wann Du fruchtbar bist – und wann eben nicht. Denn: An den meisten Tagen im Zyklus ist eine Schwangerschaft biologisch gar nicht möglich. Entscheidend ist es, den Eisprung möglichst genau zu erkennen – und das gelingt mithilfe sogenannter Körpersymptome.
Die zwei zentralen Säulen der symptothermalen Methode
- Die Basaltemperatur (Aufwachtemperatur):
Direkt nach dem Aufwachen – noch vor dem Aufstehen – wird täglich die Körpertemperatur gemessen und zwar immer an derselben Stelle (oral, vaginal oder rektal). Rund um den Eisprung steigt die Temperatur leicht an (etwa 0,2 °C) und bleibt bis zur nächsten Periode erhöht. Das zeigt Dir: Der Eisprung hat stattgefunden. - Der Zervixschleim:
Im Laufe des Zyklus verändert sich die Konsistenz des Schleims am Vaginaleingang. Vor dem Eisprung wird er klar und eher flüssig – perfekt, damit Spermien durchkommen. An unfruchtbaren Tagen ist er dagegen zäh oder kaum spürbar. Diese Beobachtung liefert wichtige Hinweise auf Deine Fruchtbarkeit.
# Optional, aber hilfreich
Auch der Muttermund kann mitbeobachtet werden. An unfruchtbaren Tagen ist er hart, geschlossen und tief tastbar. In der fruchtbaren Phase wird er weich, öffnet sich leicht und wandert höher.
Was wird bei NFP dokumentiert – und wie?
Alle Beobachtungen (Temperatur, Zervixschleim und ggf. Muttermund) werden täglich notiert – entweder klassisch auf einem Zyklusblatt oder in einer NFP-App. Wichtig ist: Die Werte müssen regelmäßig und gewissenhaft eingetragen werden, damit sich Dein Zyklusmuster zuverlässig auswerten lässt.
Was verrät Dir NFP noch?
Sex an fruchtbaren Tagen? Mit Verhütung!
Wer an den fruchtbaren Tagen Sex haben möchte, sollte zusätzlich verhüten (z. B. mit Kondom oder Diaphragma). Alternativ sind Praktiken möglich, bei denen keine Befruchtung stattfinden kann – beispielsweise Oralsex oder das Verwöhnen mit den Händen. Nach dem Eisprung ist Verhütung bis zur nächsten Blutung nicht mehr nötig.
Die symptothermale Methode eignet sich nicht nur zur Verhütung, sondern auch zur Unterstützung bei Kinderwunsch. Wer weiß, wann der Eisprung stattfindet, kann den Sex gezielt auf die fruchtbaren Tage legen – und damit die Chancen auf eine Schwangerschaft erhöhen.
NFP Varianten & NFP-Apps, die das Tracken erleichtern
In Deutschland gibt es verschiedene Varianten der Methode – zum Beispiel Sensiplan oder die NFP nach Rötzer oder Nofziger. Sie alle kombinieren Temperatur- und Schleimbeobachtung, unterscheiden sich aber in Details der Auswertung.
NFP-Apps wie myNFP oder Lady Cycle können das Tracken erleichtern, ersetzen aber nicht die sorgfältige Beobachtung.
# Merke
Zyklus-Apps sind ein praktisches Hilfsmittel, keine Verhütung an sich.
NFP Verhütung: Für wen geeignet?
NFP ist für folgende Frauen ein perfect Match:
Für diese Frauen ist NFP vielleicht nicht die beste Wahl:
Wenn Du Dir nicht sicher bist, ob NFP zu Dir passt: Sprich mit Deiner:Deinem Gynäkolog:in oder einem NFP-Coach. Die Expert:innen können Dich ausführlich zur hormonfreien Verhütungsmethode beraten, Dir Tipps geben und falls nötig Alternativen empfehlen.
NFP Pearl-Index: So sicher ist die natürliche Familienplanung
Wie sicher ist natürliche Verhütung wirklich? Die Antwort liefert der sogenannte Pearl-Index – und der kann sich bei moderner NFP durchaus sehen lassen!
Was ist der Pearl-Index?
Der Pearl-Index ist so etwas wie der Notenspiegel für Verhütungsmethoden. Er zeigt an, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz Verhütung schwanger geworden sind. Je niedriger der Wert, desto sicherer die Methode. Ein Pearl-Index von 1 bedeutet also: 1 von 100 Frauen ist innerhalb eines Jahres schwanger geworden, obwohl sie korrekt verhütet hat.
Methodensicherheit vs. Anwendersicherheit
Es gibt zwei verschiedene Arten von Sicherheit bei jeder Verhütungsmethode:
Bei vielen Verhütungsmitteln ist der Unterschied zwischen Theorie und Praxis entscheidend. Hier siehst Du den Pearl-Index für verschiedene Verhütungsmethoden im Vergleich:
Symptothermale Methode (z. B. Sensiplan)
Pille
Kondom
Kalendermethode (Knaus-Ogino)
Typische Fehler, die NFP unsicher machen können
Die symptothermale Methode kann extrem sicher sein – wenn sie konsequent und korrekt angewendet wird. Aber im Alltag gibt es ein paar Stolpersteine:
Klar: Ein paar Lücken im Zyklusblatt oder eine wilde Nacht machen die Methode nicht sofort unsicher – aber sie erfordern Erfahrung und ein geschultes Auge, um trotzdem richtig auszuwerten.
Wie sicher ist Sensiplan?
Die beste Datenlage gibt es für die Methode Sensiplan, die Temperatur und Schleim kombiniert und klare Auswertungsregeln vorgibt. Eine Studie mit 900 Frauen zeigte:
Zum Vergleich: Die Pille kommt bei perfekter Anwendung auf einen ähnlichen Wert, ist aber im Alltag oft fehleranfälliger – Stichwort „Pille vergessen“.
Wir fassen zusammen: NFP ist keine Raketenwissenschaft, aber auch kein Selbstläufer. Wer diszipliniert beobachtet, dokumentiert und auswertet – oder sich Hilfe durch geschulte Berater:innen holt – hat mit NFP eine sehr sichere, hormonfreie Verhütungsmethode. Wer dagegen lieber spontan lebt und morgens öfter mal den Wecker ignoriert, sollte über eine alternative Methode oder die Kombination mit anderen Verhütungsmitteln nachdenken.
NFP Vorteile auf einem Blick
Die Natürliche Familienplanung (NFP) bietet nicht nur eine hormonfreie Alternative zur Verhütung, sondern bringt auch viele weitere Vorteile mit sich – sowohl für den Körper als auch für die Schwangerschaftsplanung.
Gerade für Menschen, die bewusst mit ihrer Fruchtbarkeit umgehen und sich mehr Körperbewusstsein wünschen, kann NFP eine spannende Option sein. Hier findest Du die wichtigsten NFP Vorteile im Überblick:
NFP Nachteile, die Du in Kauf nehmen musst
So überzeugend die natürliche Familienplanung auch sein kann – die Methode hat nicht nur Vorteile. Damit NFP wirklich sicher funktioniert, braucht es Wissen, Geduld und eine gewisse Disziplin. Vor allem zu Beginn kann die Umstellung auf die NFP Verhütung herausfordernd sein und auch im Alltag ist die Methode nicht immer unkompliziert.
Diese Punkte solltest Du vorab bedenken:
NFP Verhütung Anleitung: Wie kann man NFP lernen?
Du willst hormonfrei verhüten und Deinen Körper besser kennenlernen? Dann ist NFP ein spannender Weg – vorausgesetzt, Du bist bereit, Dich ein wenig einzuarbeiten. Keine Sorge: Es braucht keine medizinische Ausbildung, sondern nur Neugier, Geduld und die richtigen Tools.
In unserer NFP Anleitung erfährst Du Schritt für Schritt, wie Du die symptothermale Methode sicher lernst und im Alltag anwendest:
- Zusätzliche hormonfreie Verhütung wählen: Überlege Dir, wie Du künftig verhüten möchtest. NFP funktioniert zwar ganz ohne Hormone – aber an den fruchtbaren Tagen brauchst Du ein Backup, z. B. Kondome oder ein Diaphragma. Klär das am besten gemeinsam mit Deiner Partnerperson.
- Informiere Dich gründlich über die Methode: Lies Dich in die symptothermale Methode ein – über NFP Bücher, Online-Kurse oder bei zertifizierten Beratungsstellen für natürliche Familienplanung. Auch Gynäkolog:innen können Dir oft weiterhelfen.
- NFP Thermometer besorgen: Du brauchst ein digitales Thermometer mit zwei Nachkommastellen (kostet meist unter 10 €). Ein teures Bluetooth-Modell ist kein Muss – Hauptsache, das NFP Thermometer misst zuverlässig.
- App oder Zyklusblatt nutzen: Lade Dir eine App wie myNFP oder Read Your Body herunter – beide helfen Dir beim Eintragen und Auswerten Deiner Körperzeichen. Alternativ geht’s auch oldschool mit einem ausgedruckten Zyklusblatt.
- Beobachtung starten: Miss täglich Deine Aufwachtemperatur und achte auf den Zervixschleim. Notiere alles und lerne die Muster Deines Körpers kennen – mindestens drei Zyklen lang zur Übung.
- Falls nötig, Hormone absetzen: Wenn Du noch hormonell verhütest (z. B. mit der Pille), musst Du zunächst die Pille absetzen – sonst lässt sich kein natürlicher Zyklus beobachten.
- NFP-Kurs oder Beratung besuchen: Für den sicheren Umgang mit NFP lohnt sich ein zusätzlicher Kurs oder eine NFP Sprechstunde bei zertifizierten Sensiplan-Berater:innen. Hier bekommst Du individuelles Feedback und lernst auch, Zyklusbesonderheiten zu erkennen.
- Dranbleiben und Sicherheit gewinnen: Mit der Zeit wird NFP zur Routine. Wichtig ist: Beobachte regelmäßig, reflektiere und lerne stetig dazu. So gewinnst Du Sicherheit – für natürliche Verhütung oder bei Kinderwunsch.
Fazit: Natürliche Verhütung für ein besseres Körperverständnis
NFP ist mehr als nur Temperaturmessen – es ist eine bewusste Entscheidung für das Kennenlernen Deinen Körper und kommt mit einer Menge Eigenverantwortung daher. Die Methode bietet Dir die Möglichkeit, Deinen Zyklus zu verstehen, hormonfrei zu verhüten und selbstbestimmt mit Deiner Fruchtbarkeit umzugehen. Klar: Sie braucht ein wenig Einsatz und Lernbereitschaft – aber dafür bekommst Du ein tiefes Verständnis für Deinen Zyklus zurück. Ob Du verhüten willst oder schwanger werden möchtest: Mit NFP hast Du ein starkes Werkzeug an der Hand.