Shifting Fate
3. Platz des EIS Schreibwettbewerb 2025
Die Geschichte „Shifting Fate“ von Sanvi González hat den 3. Platz des EIS Schreibwettbewerbs 2025 zu den Themen Dark Romance und Romantasy gewonnen. Wir gratulieren recht herzlich und freuen uns darauf, die Geschichte endlich mit der Community teilen zu können!
Triggerwarnung: In der Geschichte kommen Blut, Verstümmelung und Tod vor. Wenn diese Themen nichts für Dich sind, ließ lieber bei einer anderen erotischen Geschichte weiter.
Kapitel 1
Ich schrecke im Bett hoch. Mein Körper, mein Gesicht und meine Hände fühlen sich klamm an. Kopfschüttelnd versuche ich, nicht nur das beklemmende Gefühl, sondern auch die furchteinflößenden Bilder loszuwerden: Klauen. Schuppen. Blut. So viel Blut.
Als mein Blick auf den Stuck an der Decke trifft, durchfährt mich eine Welle der Erleichterung. Es war nur ein Albtraum. Ich befinde mich noch immer in dem Liebesnest, das Nathan für unseren Wochenendtrip gebucht hat.
Meine Glieder schmerzen, warum, ist mir ein Rätsel. Wir haben es gestern Nacht zwar getrieben wie die Karnickel, während draußen ein Schneesturm tobte, aber das erklärt noch lange nicht, weshalb meine Knochen so wehtun, als hätte mich ein Schneepflug überfahren.
Verdammt, mit fünfundzwanzig Jahren sollte eine heiße Liebesnacht mich nicht so sehr erschöpfen, egal wie leidenschaftlich mein Verlobter ist. Unwillkürlich muss ich schmunzeln. Nathan ist einfach unersättlich und weiß genau, welche Knöpfe er drücken muss.
Gähnend richte ich mich auf, strecke mich – und reiße entsetzt die Augen auf. Ein animalischer Laut entfährt meiner Kehle. Nein. Nein. Nein. Das ist nicht echt. Das ist nicht passiert.
Entsetzen ergreift Besitz von mir. Ich zittere am ganzen Körper. Panisch will ich nach Nathan greifen, ziehe dann schlagartig meine Hände zurück, als ich Schuppen auf ihnen erkenne. Silbrig schimmernd überziehen diese meine Handrücken und münden in schwarzen Krallen.
Blutigen Krallen.
Überall ist Blut. Auf meinen Händen, meinen Armen und dem zerfetzten Körper meines Verlobten. Oh Gott! Nathan!
Nein! Das ist nicht Nathan, das kann unmöglich er sein. Der Mann ist bis zur Unerkennbarkeit verstümmelt. Die Haut hängt in Fetzen von seinem Körper. Das kann auch irgendein Fremder sein, oder?
Bitte Gott, lass das nicht Nathan sein!
Doch der Verlobungsring an seinem blutigen Finger gleicht meinem wie ein Zwilling.
Übelkeit erfasst mich. Ich kann meinen Kopf gerade noch rechtzeitig zur Seite drehen, um mich nicht auf Nathans Leiche, sondern auf den Boden zu übergeben.
Nein. Nein. Nein.
Ich weigere mich zu glauben, das Szenario sei echt. Das muss ein Traum sein.
»Bitte, Gott. Lass mich aufwachen.« Schluchzend wische ich mir die Kotze vom Kinn. Erneut schüttele ich den Kopf, will endlich aus diesem Albtraum aufwachen.
Doch meine Gebete werden einfach nicht erhört.
Ich wache nicht auf. Das schreckliche Szenario bleibt unverändert. Mein Verlobter regt sich nicht. Kein bisschen. Der letzte Funken Hoffnung verschwindet.
Kapitel 2
Bibbernd schlinge ich die Enden meines Mantels enger um mich. Es ist arschkalt und ich irre bereits den ganzen Tag durch den Black Hills National Forrest, ohne genau zu wissen, wonach ich überhaupt suche. Mein Gesicht brennt von den Tränen, die der eisige Wind auf meinen Wangen getrocknet hat. Meine Schuhe sind vom Schnee durchnässt und die Kälte zerrt erbarmungslos an meinen Knochen.
Nachdem ich stundenlang geweint habe, unfähig, meinen Blick von Nathans verstümmeltem Körper zu lösen, beginnen meine Gedanken, Karussell zu fahren. Ich erinnere mich an eine Geschichte, die mir meine Grandma als Kind immerzu erzählt hat – die Legende der Gestaltwandler von Black Hills. Doch das war nur eine Geschichte … ein Ammenmärchen. Nach dem, was ich gerade erlebt habe bleibt ein Zweifel. Steckt nicht in jedem Märchen ein Fünkchen Wahrheit?
Nathan hat sich für unseren Trip ein hübsches kleines Hotel in Wyoming ausgesucht, keine drei Autostunden vom Black Hills National Forrest entfernt. Also habe ich hastig ein paar Dinge in meinen Rucksack gestopft und bin, ohne meinem Verlobten einen weiteren Blick zu widmen, geflüchtet. Hätte ich mich nur noch einmal umgedreht, hätte ich nicht die Stärke dazu gefunden, ihn zurückzulassen – seine Leiche zurückzulassen. Und jetzt stapfe ich durch zentimeterhohen Schnee auf der Suche nach … ja, wonach eigentlich? Ich folge einem Hirngespinst, einer urbanen Legende.
Die verschneite Landschaft South Dakotas ist wunderschön. Die schneebedeckten Felsen, dichten Wälder und nebelverhangenen Hügel würden jeden ambitionierten Landschaftsfotografen vor Entzücken in seine Hose abspritzen lassen. Doch ich empfinde nichts als Abscheu. Denn außer, dass ich mir hier den Arsch abfriere und befürchten muss, entdeckt zu werden, bin ich der erhofften Entschlüsselung des Geheimnisses um meine Verwandlung keinen Schritt nähergekommen.
Es wird zunehmend dunkler. Langsam aber sicher sollte ich mich auf den Rückweg machen. Allerdings habe ich keinen blassen Schimmer, wo ich mich befinde. Ich habe mich hoffnungslos verlaufen.
Warum ich mir vor Angst nicht in die Hose mache? Keine Ahnung. Vermutlich, weil mir nichts Schlimmeres mehr widerfahren kann, als meinen Verlobten versehentlich umzubringen. Schnell verdränge ich den Gedanken an ihn. Ich darf nicht zusammenbrechen. Ich muss mich verdammt noch mal zusammenreißen.
Langsam drehe ich mich im Kreis und versuche, einen Hinweis darauf zu finden, wie ich in die Zivilisation zurückkomme. Sinnlos – mein Orientierungssinn war schon immer miserabel. Resigniert schüttele ich den Kopf, wische mit dem Ärmel meines Daunenmantels den Schnee vom Stamm eines umgefallenen Baumes und setze mich. Verfluchter Mist.
Zu allem Überdruss beginnt es auch noch zu schneien. Verdammt, wie immer habe ich nicht nachgedacht und bin wie ein kopfloses Huhn losgestürmt. Was in meiner Situation zwar nachvollziehbar, aber alles andere als intelligent ist. Am liebsten würde ich mich selbst ohrfeigen. Ich werde hier draußen sicher sterben – aus reiner Dummheit. Allerdings habe ich auch nichts anderes verdient, nach dem, was ich ihm angetan habe.
Tränen rinnen über meine Wangen, als Bilder meines Verlobten vor meinem geistigen Auge erscheinen: wie er kürzlich bei einem romantischen Dinner bei Kerzenschein um meine Hand angehalten hat; wie seine Augen strahlten, wann immer er mich zum Lachen brachte; wie er mich gestern Nacht geliebt hat.
Doch jetzt ist er tot – meinetwegen.
Entsetzliche Bilder seiner verstümmelten Leiche fluten meinen Geist. Zerrissenes Fleisch, Muskeln und Sehnen, zerkratzte Knochen, heraushängende Gedärme und Blut – so viel Blut.
Mein Körper zittert vor Verzweiflung und Schmerz. So stark, dass ich das Knacken hinter mir zu spät wahrnehme.
Bevor ich reagieren kann, wird ein feuchtes Tuch auf meinen Mund gepresst. Ein leicht fruchtiger Geruch steigt mir in die Nase, ehe Dunkelheit mich umfängt.
Kapitel 3
Mein Kopf dröhnt. Mir ist schlecht. Mühsam öffne ich die Augen und blinzele das Licht weg. Als ich mich ächzend aufrichte, läuft es mir eiskalt den Rücken hinunter und ich bekomme Gänsehaut. Ich weiß weder, wo ich mich befinde, noch wie ich hergekommen bin. Eine Erkenntnis, die meinen Magen schmerzhaft zusammenschnürt und mir den Schweiß auf die Stirn treibt.
An rauen Felswänden befinden sich mehrere Fackeln, deren flackernde Flammen meine Umgebung in ein warmes Licht tauchen.
Die Decke erstreckt sich kuppelförmig mehrere Meter über mir. Ich befinde mich in einer Höhle. Ich liege auf einem Haufen Tierfelle, die zu einem Schlafplatz ausgelegt worden sind. Links von mir stehen zwei Stühle an einem Holztisch, auf dem ein Stapel ledergebundener Bücher liegt. Außerdem eine Thermoskanne und eine Tasse, aus der Dampf aufsteigt. Es muss erst kürzlich jemand hier gewesen sein. Außer den in einer Feuerschale knisternden Holzscheiten ist es still. Ich bin allein, zumindest noch, weshalb ich schleunigst weg muss.
Mein Blick gleitet zu einem Spalt am gegenüberliegenden Fels, durch den etwas Tageslicht in die Höhle fällt. Das muss der Ausgang sein.
Hastig schlage ich die Decke zurück und eile zu der Öffnung im Fels, halte dann aber inne, als ich Stimmen direkt vor dem Höhleneingang höre.
»… nicht einfach mitnehmen sollen. Du musst deine Impulse unter Kontrolle bringen«, vernehme ich eine weibliche Stimme.
»Was hätte ich deiner Meinung nach tun sollen? Sie sich selbst überlassen? Ich muss sie schützen«, entgegnet eine tiefe männliche Stimme.
»Du bringst uns dadurch alle in Gefahr.«
»Ich bin bereit, das Risiko einzugehen.«
»Für eine Fremde? Spinnst du?« Sie klingt aufgebracht.
»Sie ist keine Fremde.« Er gibt ein Knurren von sich, das ein unerwartetes Prickeln in meinem Unterleib auslöst.
»Elijah …«
»Nein«, unterbricht er sie vehement.
»Doch!«, zischt sie. »Einer muss es dir schließlich sagen. Diese verdammte Obsession wird unser Volk noch das Leben kosten. Willst du das?«
»Ich werde es zu verhindern wissen.«
»Siehst du denn nicht …«
»Maggie.« Er klingt nun sanfter. »Ich kann dir niemals geben, was du willst. Du verdienst etwas Besseres.«
»Wegen ihr? Dieser Dahergelaufenen?«
„Nenn sie nicht so. Du weißt, was sie für uns alle bedeutet. Ich werde dir immer ein guter Freund sein, aber eben nicht mehr als das.«
»Alles, was ich je wollte, war … zum Teufel mit dir, Elijah.« Ihre Stimme zittert, ehe sie zu schluchzen beginnt. Dann höre ich im Schnee knirschende Schritte, die immer leiser werden.
»Es tut mir leid«, ruft er. „Maggie!“ Dann seufzt er und tritt ins Innere der Höhle.
»Du bist schon wach.« Obwohl seine Stimme so warm wie geschmolzener Honig ist, weiche ich einen Schritt zurück.
»Hab' keine Angst. Du bist in Sicherheit.«
Ich weiche weiter zurück. »Komm nicht näher.« Obwohl ich all meinen Mut in diese Worte lege, klingen sie mehr wie ein Flehen als nach einer Warnung.
Er bleibt stehen und hebt beschwichtigend seine Hände. »Ich werde dir nichts tun. Versprochen.«
»Sagte der Wolf, ehe er Rotkäppchen verschlang«, speie ich ihm entgegen.
Seine vollen Lippen verformen sich zu einem Lächeln. »Ich bin kein Wolf, Serena. Genauso wenig wie du.«
»Woher kennst du meinen Namen?« Verdutzt mustere ich ihn. Dunkle, leicht wellige Haare fallen ihm verspielt in die Stirn. Seine bernsteinfarbenen Augen werden von langen, dunklen Wimpern umrahmt. Zu sagen, er sei attraktiv, wäre die Untertreibung des Jahrhunderts. Meine Neugier und das Gefühl, diesen Typen zu kennen, gewinnen die Überhand. »Wer bist du?»
»Mein Name ist Elijah.«
»Wo bin ich?«
»In meiner Höhle. Ich habe dich hergebracht, weil …«
»Du meinst wohl, du hast mich entführt«, zische ich und balle meine Hände zu Fäusten.
»Du hättest dich bei Einbruch der Dunkelheit verwandelt, deshalb musste ich dich ruhigstellen.«
»Verwandelt? Wovon zum Teufel sprichst du? Wer bist du?«
Er kommt einen weiteren Schritt näher. »Das sagte ich bereits.«
Ich schüttele den Kopf. »Ich bin nicht taub, Arschloch. Du weißt, was ich meine.«
»Ich bin nicht dein Feind, Serena. Ich bin wie du – ein Drachenwandler.«
»Du bist … Warte, was?«, gebe ich perplex von mir. »Das ist ein schlechter Scherz.«
»Ich hatte keine andere Wahl. Ich …«
»Für wen hältst du dich?«, fahre ich ihn an. Der Puls an meiner Halsschlagader pocht so heftig, als stünde sie kurz vorm Platzen.
»Für denjenigen, der dich davor bewahren wird, noch jemanden zu töten.«
»Noch jemanden …« Meine Augen brennen und ein Zittern durchfährt meinen Körper. »Nathan …« Ich unterdrücke ein Schluchzen. Gegen die Tränen bin ich jedoch machtlos. »Er … ich habe … ich wollte das nicht.«
»Ich habe mich darum gekümmert. Du hast also keine Konsequenzen zu befürchten.»
»Keine Konsequenzen?» Fassungslos starre ich ihn an. »Ich habe meinen Verlobten getötet. Schlimmer geht es nicht mehr.«
»Leider doch. Deshalb sind wir hier. Der Eingang ist verzaubert, sodass man ihn nur in menschlicher Form betreten und verlassen kann. Hier sind wir sicher und die Menschen da draußen ebenfalls. Vor uns.«
»Vor uns«, wiederhole ich kopfschüttelnd. »Was passiert mit mir?«
»Gestern war Blutmond, das hat den Prozess in Gang gesetzt. Das erste Mal erfolgt die Verwandlung nur partiell. Doch heute Nacht wirst du dich komplett verwandeln«, erklärt er.
»Wenn du von dem ganzen verrückten Scheiß hier weißt, wieso hast du das nicht verhindert?«
»Ich war mir nicht sicher, ob du bist wie ich, auch, wenn ich bereits etwas gefühlt habe, als ich dich das erste Mal gesehen habe. Ich durfte das aber nicht auf meine Art erledigen.«
»Hast du mir etwa nachgestellt?«
»Du kannst dich wirklich nicht mehr an mich erinnern?« Enttäuschung liegt in seinem Blick.
»Ich bin mir sicher, ich würde mich an dich erinnern, wenn wir uns schon mal begegnet wären«, erwidere ich und ärgere mich gleichzeitig über das indirekte Kompliment. Verdammt.
Elijah reagiert darauf jedoch nicht. Stattdessen verdunkelt sich sein Blick und Wut legt sich über seine Gesichtszüge. »Du kannst dich nicht erinnern … Er ist dafür verantwortlich.« Ihm entfährt ein Knurren, das unwillkürlich Hitze in meinen Unterleib jagt.
Ich schüttele den Kopf und lenke meine Konzentration zurück auf das Gespräch. »Er?«
»Der Seelenfresser, mit dem du liiert warst.«
»Wovon zum Teufel sprichst du?«
Zerstreut fährt er sich mit der Hand durch die Haare. »Dein Verlobter war ein Seelenfresser. Sie nähren sich von Seelen mystischer Kreaturen, um ihre eigene Magie zu stärken. Vor drei Jahren bin ich euch zufällig bei einer Wohltätigkeits-Gala in New York begegnet. Ich konnte sofort spüren, was er war.«
»Weißt du, wie irre du klingst? Wir waren sechs Jahre zusammen.« Ein nervöses Lachen kommt über meine Lippen. »Warum hat er dann meine Seele nicht direkt an sich genommen? Zeit dazu hatte er. Das ergibt absolut keinen Sinn.« Das war unmöglich. Erstens gab es sowas wie Seelenfresser nicht und zweitens hätte Nathan mir niemals wehgetan. Nathan hat mich geliebt. Wir waren glücklich. Wir wollten verdammt noch mal heiraten. Elijah muss total verrückt sein.
»Du musst es freiwillig tun. Dich ihm mit Herz und Seele hingeben.«
»Das habe ich. Und wie … Öfter als du dir vorstellen kannst.« Ich werfe ihm einen triumphierenden Blick zu.
Seine Augen verziehen sich zu Schlitzen. Für einen kurzen Augenblick glaube ich, eine Mischung aus Eifersucht und Schmerz darin zu sehen. »Offensichtlich nicht genug.«
»Du bist verrückt. Ich werde mir diesen Mist sicher nicht länger anhören.« Zu meiner Überraschung hält er mich nicht auf, als ich auf den Ausgang zustürme. Doch ich laufe gegen eine unsichtbare Barriere, immer und immer wieder.
»Es hat bereits begonnen. Sieh selbst.« Er hebt seine Handrücken in meine Richtung. Darauf sind unverkennbar Schuppen zu sehen, bernsteinfarben wie seine Augen. Sie verschwinden in den hochgekrempelten Ärmeln seines Holzfällerhemdes, das er hastig aufknöpft.
»Was tust du da?«, frage ich verwirrt.
Statt einer Antwort streifte er es ab. Ich schlucke bei dem Anblick, der sich mir offenbart. Er ist beängstigend und wunderschön zugleich. Sein definierter Oberkörper ist komplett von bernsteinfarbenen Schuppen überzogen, die im sanften Licht der Fackeln schimmern. Er ist atemberaubend. Ich kann nicht aufhören, ihn anzustarren.
»Du solltest dich ebenfalls ausziehen, wenn du die Kleidung nicht zerfetzen willst.«
»Du meinst …« Ich schüttele den Kopf. Der spinnt doch.
»Zieh dich aus, Serena.« Ein tiefes Knurren kommt aus seiner Kehle. Doch statt Angst zu haben, schickt es erneut Hitze in meinen Unterleib. Mein Blick wandert über seinen Körper, als er auch den Rest auszieht und nackt vor mir steht. Bei dem Anblick beiße ich mir unwillkürlich auf die Unterlippe. Fuck, was ist nur los mit mir? Ja, er ist hinreißend schön, aber ein Fremder und ein … Drachenwandler. In mir erwacht eine alles verzehrende Sehnsucht. Ich bin unfähig, meinen Blick abzuwenden. Einen kurzen Augenblick stelle ich mir vor, mit meinen Fingerspitzen über seine Bauchmuskeln zu fahren, seinen Körper zu erkunden und zu … huldigen. Verdammt.
»Deine Erregung ist normal«, unterbricht er meine schmutzigen Gedanken.
»Ich bin nicht …« Ich halte inne, als mein Blick auf sein Gesicht fällt, das inzwischen auch funkelt. »Du …« Mühsam unterdrücke ich den Impuls, ihn zu berühren.
»Zieh dich aus, Serena«, wiederholt er atemlos. Aus einem unerklärlichen Grund gehorche ich, bis ich mit bis zum Hals klopfendem Herzen nackt vor ihm stehe.
»Du bist immer noch genauso wunderschön, wie ich dich in Erinnerung habe«, haucht er und kommt auf mich zu. »Du bist eine Göttin, Serena.« In seinen Augen brennen Flammen, die mich komplett in ihren Bann ziehen. Es ist unmöglich, seiner Anziehung zu widerstehen. Eine nie zuvor dagewesene Lust nimmt meine Gedanken vollkommen in Besitz. Ich habe noch nie jemanden so sehr begehrt wie ihn. Alles an ihm wirkt vertraut, als würde ich ihn wirklich kennen. Alles von ihm kennen. Warte mal, hat er nicht gerade gesagt, dass -
Noch ehe ich diesen Gedanken zu Ende verfolgen kann, durchfährt mich ein stechender Schmerz. Keuchend falle ich auf die Knie. Mein Körper steht in Flammen, als jeder einzelne meiner Knochen bricht. Mit einer gnadenlosen Brutalität, die mich fast das Bewusstsein verlieren lässt. Qualvoll schreie ich auf, blicke hilfesuchend zu Elijah.
Doch vor mir steht kein Mann mehr, sondern ein Drache, der mit rauchenden Nüstern auf mich zukommt. Seine Zunge fährt gierig über seine scharfen Zähne, so, als hätte er ein Festmahl vor sich.
Alles in mir sollte nach Flucht schreien, doch stattdessen, ergebe ich mich – ergebe mich ihm.
Kapitel 4
Als ich erwache, spüre ich einen warmen Körper eng an mich geschmiegt. Ein Gefühl von Geborgenheit erfasst mich. Ich fühle mich so sicher wie schon lange nicht mehr.
Finger streicheln über meinen Bauch, ehe mein Nacken von sanften Küssen bedeckt wird. Die Hand fährt sanft hinab zu meiner Mitte, findet meine Knospe und kreist so gekonnt darüber, dass mir ein leises Stöhnen entweicht. Sehnsüchtig öffne ich meine Schenkel, gebe den geübten Fingern mehr Spielraum. Sofort gleiten sie durch meine Nässe und dringen in mich ein. Zuerst einer, dann ein weiterer. Sie bringen meinen Puls zum Rasen und bauen einen schier köstlichen Druck tief in meinem Inneren auf. Ich will mehr. So viel mehr. Lusterfüllt schiebe ich ihnen mein Becken entgegen, bettele um jede Liebkosung.
»So ist gut, kleiner Drache«, haucht er. Seine Zunge fährt über meinen Hals. »Du bist so feucht für mich, Serena.«
Erschrocken fahre ich zusammen. Der Mann hinter mir ist eindeutig nicht Nathan.
Hastig greife ich nach seinem Handgelenk, halte jedoch inne. Mein Verstand kämpft mit meiner Lust, verliert aber bereits in der ersten Runde. Es fühlt sich einfach zu gut an.
Seine Haut an meiner fühlt sich zu gut an.
Seine Finger in meiner vor Feuchtigkeit triefenden Mitte fühlen sich zu gut an.
Ich ergebe mich und lasse sein Handgelenk los. Einerseits hasse ich mich dafür, andererseits will ich mehr. Mehr von Elijah. Mehr von diesem wunderbaren Gefühl, das meine Sinne berauscht.
Ich greife hinter mich und umfasse seinen Schwanz. Er ist groß und hart, doch gleichzeitig so weich wie Seide. Elijah stöhnt und beginnt, sich in meiner Faust zu bewegen.
»Serena.« Er spricht meinen Namen so ehrfürchtig, dass er einem Gebet gleicht. Seine freie Hand umfasst eine meiner Brüste und knetet sie sanft, spielt mit meinem Nippel und treibt meine Lust weiter in unermessliche Höhen.
Mit einer geschickten Handbewegung platziere ich ihn an meiner Öffnung. Augenblicklich zieht er seine Finger heraus und schiebt seinen Schwanz bis zum Anschlag in mich. Ich muss kurz die Luft anhalten. Er füllt mich so tief und perfekt aus, dass ich drohe, vor Lust ohnmächtig zu werden. Ekstatisch stöhne ich auf, dränge mich jeder seiner Bewegungen hemmungslos entgegen.
Er umfasst meinen Hals, dreht meinen Kopf zu sich und drückt seine sündigen Lippen auf meine. Erbarmungslos nimmt er meinen Körper in Besitz. Und ich lasse in entzückt gewähren.
Wieso habe ich das Gefühl, es sei schon immer so gewesen? Dass ich nur ihm gehöre und mein Leben lang nur auf ihn gewartet habe? Wieso fühlt es sich so endgültig an? Als wäre er alles und wir eins.
»Weil es das ist. Weil du mein bist und ich dein«, höre ich seine Stimme in meinem Kopf. In. Meinem. Kopf.
Seine Stöße werden drängender, während ich jeden einzelnen davon genieße. Flüssige Lava fließt durch meine Adern. Mein Körper glüht. Seine Berührungen entfachen einen Flächenbrand auf meiner Haut. »Elijah«, flehe ich um Erlösung.
Mit einem lauten Stöhnen ergießt er sich in mir und bricht damit den Damm, der einen Tsunami der Lust durch meinen Körper jagt und mir den besten Höhepunkt meines Lebens beschert. Ich reite jede weitere Welle, die meinen Körper zum Beben bringt. Genieße das Gefühl seiner warmen Essenz in mir.
Mit abnehmendem Orgasmus, meldet sich mein Gewissen zu Wort. Fuck! Wieso habe ich das zugelassen? Zitternd schlage ich die Hände vors Gesicht. Tränen laufen über meine Wangen – weil ich glücklich und darüber absolut entsetzt bin. Wie konnte ich mich Elijah so hemmungslos hingeben, nach dem, was ich Nathan angetan habe?
»Weine nicht, kleiner Drache«, sagt er sanft. »Du hast mir heute Nacht das größte Geschenk gemacht.«
»Ich habe was?» Verwirrt wische ich mir die Tränen von den Wangen, entziehe mich seinem immer noch steifen Schwanz und drehe mich zu ihm um. »Was …«
Weiter komme ich nicht. Er packt meinen Nacken und presst meinen Mund auf seinen. Wieder versinken wir in einem leidenschaftlichen Kuss. Es kostet mich all meine Willenskraft, mich seinem gekonnten Zungenspiel zu entziehen. »Das ist falsch.«
Mit einem liebevollen Lächeln im Gesicht schüttelte er den Kopf. »Sieh selbst.« Er deutet auf seinen Körper, der nun nicht mehr nur mit bernsteinfarbenen Schuppenmustern, sondern auch mit silbernen bedeckt ist. Meine Haut sieht genauso aus.
»Was bedeutet das?«
»Du hast mich als deinen Gefährten markiert. Wie es in der Legende steht. Du hast mir deine Seele geschenkt.«
»Du bist der Seelenfresser! Du warst es die ganze Zeit.« Entsetzt will ich zurückweichen, doch er hält mich fest, seine Augen fest auf meine gerichtet.
Wieder schüttelt er den Kopf. »Nein, er war es. Aber ich bin derjenige, dem du dich komplett hingegeben hast. Du musst es doch auch fühlen?« Hoffnungsvoll schaut er mich an.
Als ich widerwillig nicke, fährt er fort: »Ich wollte dich vom ersten Moment an, als wir uns trafen. So etwas habe ich in meinem ganzen Leben nicht gefühlt. Es war, als wärst du für mich bestimmt, und ich für dich. Ich konnte an nichts anderes mehr denken. Du hast nicht nur jeden wachen Moment eingenommen, sondern auch meine Träume. Jede verdammte Nacht.«
»Ich verstehe das nicht. Was ist das mit uns? Diese Gefühle …«
»Wir haben das hier nicht zum ersten Mal getan, Serena. Wir waren zusammen. Wir waren verliebt. Aber wir waren uns nicht sicher, ob du so bist wie ich. Doch wir waren bereit, es zu riskieren. Ich wollte ihn umbringen, um dich in Sicherheit zu wissen, aber du hast es nicht zugelassen. Wegen deines menschlichen Sinnes für richtig und falsch. Ich habe alles versucht, aber seine Gedankenkontrolle war zu mächtig.«
»Nein. Nathan und ich …«
»Er hat uns voneinander ferngehalten und alles, was wir fühlten, war schlagartig weg. Ausgelöscht. Als wäre nie etwas zwischen uns gewesen. Ich habe all die Jahre nach dir gesucht, ohne zu wissen, wer du bist. Etwas in mir – mein Drache hat nach dir geschrien. Aber Nathans Magie war einfach zu stark. Bis vorgestern, als ihr in mein Jagdrevier kamt und dein Verwandlungsprozess begann. Er wusste nicht, dass die Gefährtenverbindung von Drachen stärker ist, als jeder magische Bann. Mein Drache hat dich sofort gewittert und eine Flut an Bildern in mein Unterbewusstsein gejagt. Ich bin so schnell gekommen, wie ich konnte.«
»Gefährtenverbindung? Das …“ Noch ehe ich den Satz aussprechen kann, prallen mit voller Wucht Erinnerungen auf mich ein. Von Elijah und mir, heimlichen Treffen, versteckten Küssen unter dem Sternenhimmel, Haut auf Haut. »Es ist alles wahr«, stelle ich atemlos fest. »Wir …«
»Ja. Wir.« Er greift nach meiner Hand und küsst meine Fingerknöchel. »Wir werden die Drachenwandler retten. Zusammen. So, wie es geschrieben steht. Wie deine Grandma dir erzählt hat.«
»Woher weißt du das?«
»Weil du mir davon erzählt hast. Wir haben alles miteinander geteilt. Jedes noch so kleine Detail.« In seinem Blick liegt so viel Liebe, dass mir warm ums Herz wird. Wäre da nicht die Tatsache, dass -
»Aber was ich getan habe … Elijah, ich habe ihn getötet.«
»Er war kein Mensch und du bist es auch nicht. Er wollte die Magie des Blutmondes für sich nutzen. Doch statt sich deiner Seele bemächtigen zu können, hat er den Verwandlungsprozess in Gang gesetzt. Und wenn ein Drache sich bedroht fühlt, übernimmt sein Instinkt.«
»Diese Seelensache …?«, frage ich vorsichtig.
»Deine Seele gehört mir», haucht er und zieht mich mit einer schnellen Bewegung auf sich, »und meine gehört dir. Das hat sie schon immer und das wird sie bis ans Ende unserer Tage.«
Wärme durchflutet mich, erfüllt mich mit etwas, das ich nur als Liebe beschreiben kann. Es ist das echteste Gefühl, das ich in meinem ganzen Leben gefühlt habe. Ich gehöre zu ihm. Zweifellos. »Und was jetzt?«
»Wir werden das Überleben unserer Art sichern.« Ein Grinsen huscht über seine Mundwinkel. »Aber zuerst werden wir da weitermachen, wo wir aufgehört haben.«
Bereitwillig hebe ich mein Becken an und senke mich auf seine Erektion hinab, nehme ihn komplett in mir auf. Flammen brennen in seinen wunderschönen Augen. »Bis ans Ende meiner Tage, kleiner Drache.«
»Bis ans Ende meiner Tage.« Ich presse meine Lippen auf seine, in dem Bewusstsein, dass dieser Mann – nein, dieser Drachenwandler – meine Bestimmung ist – und ich seine.













