Was bedeutet Shemale?
„Shemale Porn“ ist ein häufig gesuchter Begriff. Und die Sucher:innen werden fündig, denn tatsächlich gibt es ein umfangreiches Angebot in dieser Kategorie. Grob umschrieben handelt es sich bei Shemale um eine Frau mit Penis. Wir erklären Euch genauer, was dahinter steckt.
Woher kommt der Begriff Shemale?
Shemale setzt sich aus zwei englischen Wörtern zusammen: She steht für Sie und Male für männlich. Der Begriff beschreibt also eine Verbindung der Geschlechter männlich und weiblich. Gleichzeitig ist es eine Anspielung auf den Begriff female, der übersetzt ganz einfach weiblich bedeutet.
Dieses Wortspiel hat einen ganz bestimmten Hintergrund: Als Shemale wurden früher meistens Menschen beschrieben, die Geschlechtergrenzen überschritten haben. Doch letztendlich bekam das Wort eine negative Konnotation und vor allem Frauen, die zu dominant oder herrisch auftraten, wurden oft böswillig als Shemale bezeichnet. In dieser Form war es sozusagen ein Synonym für den deutschen Begriff „Mannsweib“, der auch abwertend für „zu männliche“ Frauen verwendet wurde.
In den 1970ern erlebte die Porno-Industrie einen Aufschwung, erste Filmaufnahmen wurden produziert und bildeten den Anfang der heutigen Pornoindustrie. Wann genau der Begriff Shemale in diesem Bereich fruchtete, ist nicht ganz nachvollziehbar. Klar ist aber, dass seit Anbeginn der modernen Pornografie nicht nur cis Personen beim Akt gefilmt wurden.
Ist Shemale eine Beleidigung?
Wenn man sich den historischen Kontext des Begriffs anschaut, wurde er schon immer eher als Beleidigung verwendet. Allerdings, wie so oft mit Beleidigungen, gibt es Menschen, die sich den Begriff aneignen und ihn für sich positiv besetzen.
Zum Beispiel: Es gibt einige trans* Frauen, die mit Sexarbeit ihren Lebensunterhalt verdienen. Sie wissen genau, dass es eine Klientel gibt, die auf Frauen mit Penis steht. Um diese zu erreichen, bezeichnen sie sich selbst als „Shemale“ und auch als „Tranny“ – ein weiterer Begriff, der als Beleidigung für trans* Personen verwendet wurde und immer noch wird. Der Begriff Tranny-Porn wird ebenfalls häufig gegoogelt.
Diese trans* Frauen pflegen einen selbstbewussten Umgang mit solchen Eigenzuschreibungen. Allerdings gibt es hier Reibungspotenzial, was auch viel damit zu tun hat, wie sichtbar trans* Menschen in der Gesellschaft sind. Zum Beispiel ist es ein Fakt, dass trans* Frauen in den Mainstream-Medien selten vorkommen. Das bedeutet Menschen, die sich zu trans* Frauen hingezogen fühlen, stoßen im Internet häufig erstmal auf Pornografie.
Trans* Frauen findet man dementsprechend häufig in einem sexualisierten Kontext und sie werden dadurch oft darauf reduziert. Diese Sichtweise ist aber sehr eindimensional. Wenn man dann jede trans* Frau darauf reduziert, wird genau das zu einem Problem.
Wir leben in einer Gesellschaft, in der Frauen nach wie vor häufig sexualisiert werden. Das Ganze potenziert sich leider, wenn man trans* ist. Man wird oft nicht als Mensch wahrgenommen, sondern oft als Fantasie oder auch Fetisch. Doch nicht jede trans* Frau ist automatisch eine Sexarbeiterin. Es ist erstmal total ok, wenn Du auf Pornoseiten nach Shemale oder Tranny suchst – doch benutzen solltest Du diese Begriffe als cis Person gegenüber trans* Menschen nicht. Und wenn Du uns im Alltag triffst oder uns ganz normal daten möchtest, solltest Du uns nicht darauf reduzieren.
Shemale: Unnützes Randwissen!
Seit 2008 gibt es die TV-Sendung „RuPaul's Drag Race“. RuPaul ist eine berühmte Drag Queen, die in einer Castingshow die nächsten Drag-Queen-Superstars sucht. In der Sendung müssen die Kandidatinnen unterschiedliche Aufgaben bewältigen. In jeder Episode treffen sie sich an einem Tisch und plaudern miteinander. Bis es aus den Lautsprechern hallt: „You've got a Shemale“. Ein Wortspiel, denn eigentlich heißt es „You've got an e-mail“, auf deutsch: „Du hast Post“. Da aber alle Kandidat:innen Dragqueens sind, wurde E-Mail durch Shemale ersetzt. Das lief 6 Staffeln lang gut - doch dann gab es Kritik. Einige der Kandidatinnen leben jetzt als trans* Frauen und verständlicherweise fand die trans* Community das Wortspiel nicht besonders lustig. Um mehr Sensibilität und Respekt gegenüber der trans* Community zu zeigen, wird das Wort in der Serie daher nicht mehr verwendet.
# Über die Autorin
Kaey ist Journalistin, Sängerin, Moderatorin und Schauspielerin und schreibt als EIS-Expertin über Themen in den Bereichen Transgender und Queerness. Mehr über Kaey erfahrt Ihr hier.