Ghosting

Nein, Ghosting ist keine Sexpraktik, bei der Du Dich mit dem:der Liebsten in weißen Laken wälzt. Beim Ghosting bricht eine Person plötzlich und ohne Vorwarnung jeglichen Kontakt zu einer anderen Person ab, mit der sie zuvor eine gewisse Form der Beziehung oder Kommunikation hatte. Dies geschieht oft in romantischen Beziehungen, aber auch in Freundschaften und sogar im beruflichen Umfeld. Die Person, die geghostet wird, erfährt keinen Grund für den plötzlichen Abbruch und wird mit Stille konfrontiert. Es ist, als ob die andere Person buchstäblich „verschwunden“ wäre – wie ein Geist. Das Phänomen des Kontaktabbruchs gibt es natürlich schon lange, doch in Zeiten von Internet, Whatsapp und Datingportalen ist es viel einfacher geworden, sang- und klanglos zu verschwinden. Es passiert mittlerweile so oft, dass ein eigener Begriff dafür entstanden ist.

Ghosting stammt vom englischen Wort für „Geist“ („ghost“) ab. Wie ein Geist einfach zu verschwinden, ist für viele der einfachste Weg, sich aus einer unerwünschten Situation zurückzuziehen. Wenn sich Dein Gegenüber nicht mal die Mühe zu macht, Dir Gründe für den Kontaktabbruch zu nennen, dann tut das richtig weh. Was zurückbleibt, sind viele Fragen und ein tiefsitzender Schock.

Ihr habt Euch übers Internet kennengelernt, schreibt viel, trefft Euch, Du fühlst bereits erste Schmetterlinge in Deinem Bauch und dann – nichts mehr? Ghosting ist in der Welt des Datings längst keine Randerscheinung mehr. Doch Ghosting hat auch andere Formen. Manchmal schreiben selbst langjährige Freunde auf einmal einfach nicht mehr zurück, selbst wenn man mehrmals nachhakt. Freundschaften sind plötzlich einfach so vorbei, und auch im Jobleben kannst Du Opfer von Ghosting werden, wenn Du nach dem vermeintlich guten Gespräch keinerlei Feedback mehr bekommst.  

Ghosting: Warum?

Gründe fürs Ghosten sind vielfältig. Fakt ist: Ghosting sagt viel mehr über die andere Person aus, als über Dich! Menschen, die ghosten, sind konfliktscheu, fürchten die Konfrontation und haben Angst, Dich zu verletzen. Sie fühlen sich unwohl und wollen einfach aus der Sache raus, ohne eine Erklärung abgeben zu müssen. Viele wissen auch nicht, wie man seine Meinung vernünftig äußert – da ist es leichter, sich unsichtbar zu machen. Wenn Du mit jemanden nur kurz über ein Datingportal schreibst und merkst, dass es nicht passt, ist Ghosting an der Stelle sicher mal okay. Ghosting als Exit-Strategie ist auch in Ordnung, wenn die andere Person Deine Grenzen überschreitet und Du weißt, dass offene Kommunikation auf taube Ohren stoßen würde.

Was aber gar nicht geht, ist das sogenannte Serienghosting: Leute, die immer wieder andere ghosten, fühlen sich anderen überlegen und genießen dieses Gefühl sogar. Pfui!

Was macht Ghosting mit der Psyche?

Wenn Du geghostet wirst, versuchst Du Dir das irgendwie zu erklären. Auf der Suche nach einem Abschluss, beziehst Du alles auf Dich: Was habe ich falsch gemacht? War ich nicht gut genug? Diese Art von Ablehnung und Zurückweisung fühlt sich richtig fies an – genauso stark wie physischer Schmerz übrigens!  

Selbstsichere Menschen haken so was schnell ab, Menschen mit Bindungsängsten kann so eine Erfahrung ordentlich aus der Bahn werfen. Der plötzliche Mangel an Kommunikation und Klarheit kann dazu führen, dass Du an Dir selbst zweifelst und Dir die Schuld für die Situation gibst, obwohl Dich in den allermeisten Fällen keinerlei Schuld trifft!

Ghosting tut weh

Ghosting schmerzt vor allem, wenn wir verliebt sind: Mitten im heftigsten Dopaminrausch willst Du vom Objekt Deiner Begierde immer mehr und dann – ist es auf einmal weg. Kalter Entzug tut körperlich weh, Stresshormone wie Adrenalin und Cortisol werden ausgeschüttet und lassen Dich in einem unangenehmen, dauerhaften Erregungszustand zurück. Danke für nichts!

Ghosting kann tiefe emotionale Auswirkungen haben. Es kann zu Unsicherheit, Angst, Frustration, geringem Selbstwertgefühl und sogar Depressionen führen. Solltest Du schon mehrfach Erfahrung mit Ghosting gemacht haben und merken, dass es Dir damit überhaupt nicht gut geht, spreche mit Dir vertrauten Personen darüber oder hol Dir psychologische Unterstützung.

Wie nun am besten auf Ghosting reagieren? Folgende vier Schritte machen es Dir leichter, Ghosting erfolgreich zu verarbeiten.

Schritt 1: Sei ruhig wütend!

Gefühle der Wut, Enttäuschung und Trauer zuzulassen, ist der beste Weg, wenn Du über Ghosting schnell hinwegkommen willst. Sei also ruhig wütend, weine und lass den Schmerz raus! Wenn Du die Gefühle verdrängst, kommen sie früher oder später eh an die Oberfläche – und dann mit einer viel stärkeren Wucht.

Schritt 2: Selbstfürsorge

Wenn Du geghostet wurdest, solltest Du an Dich denken und so wenig Gedanken wie möglich an die andere Person verschwenden! Erinnere Dich daran, dass es nicht unbedingt etwas mit Dir zu tun hat, dass Du so behandelt wurdest. Mache Selbstfürsorge zum Thema der Stunde und wehre negative Gedanken ab: Geh shoppen, koch Dir Dein Lieblingsessen oder verbringe einen Tag im Spa. Mach Dinge, die Dir gut tun – jetzt ist die Zeit, sich etwas zu gönnen!

Schritt 3: Optimistisch bleiben

Mit den Folgen von Ghosting klarzukommen, ist gar nicht so einfach. Wer nicht aufpasst, wird schnell verbittert und lässt sich irgendwann gar nicht mehr auf neue Beziehungen ein, egal welcher Art. Deshalb ist es superwichtig, dass Du weiterhin mit Deinen Mitmenschen offen und respektvoll kommunizierst, um Missverständnisse zu vermeiden und die Chancen auf Ghosting gering zu halten. Bleib positiv, werde nicht selbst zum Ghoster und behandle andere Menschen immer so, wie auch Du gern behandelt werden willst.

Schritt 4: Abschluss finden

Akzeptiere die Situation! Irgendwann musst Du nach all dem Kummer wieder nach vorne sehen. Es kann hilfreich sein, einen abschließenden Text oder eine Nachricht zu senden, um Deine Gedanken auszudrücken. Dies kann helfen, die Situation für Dich erträglicher zu machen und Du gewinnst wieder die Kontrolle über das Geschehen. Ansonsten gilt: Abhaken, weitermachen!

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Fazit: Ghosting – Kontaktabbruch mit Folgen

Ghosting ist ein komplexes Phänomen mit starken emotionalen Auswirkungen. Die Gründe fürs Ghosten sind vielfältig. Deshalb ist es wichtig, sich selbst nicht die Schuld zu geben und sich auf die eigene Selbstfürsorge zu konzentrieren. Mit offener Kommunikation und dem Setzen von klaren Grenzen kannst Du mit Ghosting besser umgehen. Ganz nebenbei hilfst Du so aktiv mit, den fiesen Kontaktabbruch immer unbeliebter zu machen, sodass das Thema Ghosting vielleicht auch irgendwann wieder – wie ein Geist – verschwindet.