Was ist Erotomanie?
Wenn Menschen überzeugt sind, Stars würden sie lieben
Die Erotomanie wird manchmal als gesteigertes sexuelles Verlangen erklärt – und das ist falsch! Bei der Erotomanie handelt es sich um einen Wahn, der behandlungsbedürftig ist.
Die Diagnose Erotomanie
Die Erotomanie kann mit Liebeswahn übersetzt werden. Betroffene sind überzeugt davon, dass ein bestimmter Mensch sie liebe, das aber nicht öffentlich zugebe. Sie sind überzeugt, dass sie geheime Signale von dem:der Angebeteten bekommen – wenn sich der Liebeswahn auf eine berühmte Person bezieht, die nie kennengelernt wurde, dann kann es so weit gehen, dass Betroffene denken, die geheimen Signale werden über das Fernsehgerät oder die Songtexte gesendet.
Was sind Symptome der Erotomanie?
Insgesamt ist die Erotomanie eine seltene Diagnose. Vor allem tritt sie in den wenigsten Fällen isoliert auf, sondern zusätzlich zu anderen wahnhaften Diagnosen. Betroffene hören manchmal Stimmen, meinen, Dinge zu sehen, oder sind überzeugt, geheime Botschaften zu erhalten. Gerade diese Überzeugungen machen es schwierig, mit Betroffenen zu diskutieren. Sie sind so gut wie nicht durch Argumente erreichbar und man kann den Liebeswahn für gewöhnlich nicht „ausreden“.
Zunächst könnte man denken, dass Menschen mit Erotomanie ja niemandem schaden – man sollte aber nicht beschönigen. Versetzen wir uns in die Logik von Betroffenen: Sie sind überzeugt, dass jemand in sie verliebt sei, es aber – warum auch immer – nicht zugeben könnte oder wollte. Wenn diese Person darum bittet, dass Grenzen eingehalten werden, und eine Abfuhr erteilt, interpretieren Betroffene das als flirten, kokettieren oder Spielchen spielen. Und sie suchen nach weiterer Nähe. Sie sind ja überzeugt, dass die Person verliebt in sie sei. Schließlich bekämen sie geheime Liebessignale zugeschickt. Also versuchen sie, ihrer vermeintlich großen Liebe näher zu kommen. Und das kann in Stalking – Verfolgen, Nachstellen, Belästigen, Bedrängen – enden. Somit kann das nicht nur psychisch belastend für die Betroffenen mit Erotomanie werden, sondern auch für die Person, auf die sich der Liebeswahn bezieht.
Wie wird Erotomanie behandelt?
Eine Kombination von Verhaltenstherapie und Medikamenten ist die vielversprechendste Behandlung einer Erotomanie. Wenn Menschen sich von ihrem Wahn nicht distanzieren können, überzeugt sind, geheime Botschaften zu erhalten, die andere Menschen nicht bekommen, dann braucht es erstmal Medikamente. Der Sinn ist, dass diese Symptome zuerst reduziert werden, damit die Betroffenen anschließend den Kopf frei haben, um eine Psychotherapie zu machen und infrage zu stellen, ob es diese Signale und diese Liebe wirklich gibt – oder ob ihnen ihr Gehirn einen Streich spielt.
Jedoch kann der Schritt zur Behandlung mitunter schwierig sein. Wenn Du glaubst, dass jemand in Deinem Freundeskreis unter Erotomanie leiden könnte, kann es schwierig werden den:die Betroffene:n anzusprechen. Die Person könnte abweisend oder sogar aggressiv reagieren, denn in ihrem Kopf haben sie ja recht und Du verstehst sie nicht. Die ganze Welt versteht sie nicht. Wenn, dann kannst Du versuchen, in einer ruhigen Minute mit Deinem Kumpel oder Deiner Freundin zu sprechen. Sag, dass Du Dir Sorgen machst und es Dich beruhigen würde, wenn Ihr mit jemand Professionellem sprecht, weil Du ja siehst, dass er:sie darunter leidet, dass die Liebe nicht erwidert wird.
Zu Beginn, solange noch keine Psychotherapie durchgeführt und/oder Medikamente eingenommen werden, braucht es viel Vertrauen. Wenn aber dieser erste Schritt geschafft wurde, ist die Behandlung oft hilfreich.