Cruising
Die Suche nach dem schnellen Sex
Einige von Euch kennen das bestimmt, manchmal bekommt man unvermittelt und ganz plötzlich ziemlich Lust auf Sex. Blöd nur, dass man gerade vielleicht keinen Partner hat oder die Suche nach einem Objekt der Begierde sich nicht immer so spontan realisieren lässt. Um diesem Problem eine Schippe zu schlagen, ist unter Homosexuellen das Cruising eine etablierte Praktik. Nein, hier fährt niemand um die Wette, es geht um die gezielte Suche nach einem Partner für aufregenden, schnellen Sex. Und dabei geht es tatsächlich nur um Sex, teilweise sogar ohne vorher großartig zu kommunizieren. Wie das funktioniert? Lest selbst!
Was ist Cruising?
Cruising ist ziemlich unkompliziert, man muss sich nicht erst vorstellen und lange um den heißen Brei herumreden. Beide Seiten wissen, dass es nur auf die sexuelle Befriedigung hinausläuft und kann vollkommen anonym vonstattengehen. Cruising ist allerdings kein neuer Trend, bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. gab es spezielle Cruising-Areas, die von Männern besucht wurden.
Cruising bedeutet ursprünglich „mit dem Schiff umherfahren/kreuzen“. Der Begriff stammt aus der englischen Seefahrersprache und beschreibt dieses Vorgehen eigentlich ganz gut. Nur das beim Cruising selten ein Boot oder Schiff zum Einsatz kommt, sondern eher ein Auto oder ein Fahrrad. Homosexuelle Männer begeben sich auf die aktive Suche nach einem Sexualpartner. Einige lieben den schnellen Sex, andere genießen auch das Risiko, eventuell dabei erwischt zu werden.
Cruising kann in vier Phasen unterteilt werden kann: Zunächst werden bekannte Hot-Spots der Schwulen-Szene aufgesucht, an denen man nach potenziellen Partnern Ausschau hält. Hat man einen interessanten Mann entdeckt, verfolgt man ihn eine kurze Zeit lang. Dabei sendet man ganz bewusste Signale, um sexuelles Interesse zu zeigen. Das können beispielsweise Körpersprache, Blickkontakt oder Gesten sein. Zum Schluss einigt man sich darauf, irgendwohin zu verschwinden, um sexuell aktiv zu werden.
# Fact:
Nicht selten erkennt man Gleichgesinnte beim Cruising auch an speziellen Kleidungsstücken oder festgelegten Farbcodes.
Cruising findet in der Öffentlichkeit statt
Was sich jetzt im ersten Moment etwas kompliziert anhört, läuft eigentlich sehr unkompliziert und unauffällig in der Öffentlichkeit ab. Außenstehende würden wahrscheinlich gar nicht bewusst wahrnehmen, wenn direkt vor ihrer Nase gecruised wird.
Häufig redet man davon, dass Homosexuelle einen sechsten Sinn für andere Homosexuelle haben und sich deshalb leicht erkennen. Hier spricht man vom Gay-Radar, der ebenfalls Bestandteil wissenschaftlicher Forschungen war und beim Cruising an öffentlichen Plätzen zum Einsatz kommt.
Beispielsweise schauen die Männer sich Schaufenster an, um währenddessen andere Männer zu beobachten. Oder sie flanieren durch einen Park, lassen sich auf einer Bank nieder, und halten dabei Ausschau nach einem heißen Gleichgesinnten. Zudem gibt es Orte, die in der Szene für das Cruising bekannt sind, so dass sich dort fast immer Interessenten finden lassen. Anders als zum Clubbesuch, geht man zum Cruisen immer alleine los.
Cruising: der Ablauf
Sogenannte Cruising-Areas sind Orte, an denen sich relativ viele Menschen aufhalten, wie beispielsweise Parkanlagen, Strände, Plätze, Raststätten, Brücken oder stark frequentierte Straßen. In diesen Bereichen kann man unbemerkt herumlungern und auch jederzeit gemeinsam verschwinden. Weitaus weniger verbreitet ist das Indoor-Cruising in Einkaufszentren, Kinos, Spielhallen, Schwimmbädern oder Fitnessstudios.
Blickkontakt ist entscheidend, um beim Cruising zum Schuss zu kommen. Manchmal führt ein ganz offensichtliches Anstarren bereits zum gewünschten Erfolg. Unter Umständen werden Männer aber auch eine ganze Weile regelrecht verfolgt. Hat der andere keinerlei Interesse, wird dies schnell durch fehlenden Augenkontakt angezeigt. In der Regel ist die Sache übrigens innerhalb der ersten 10 Minuten geritzt.
Es gibt auch "passive” Cruiser, also Männer, die nicht aktiv auf der Suche sind, sich aber gerne abschleppen lassen möchten. In diesem Fall reicht es in der Regel schon aus, sich in den klassischen Hot Spots aufzuhalten und Augenkontakt zu suchen. Heutzutage erkennt man sich unter anderem an einem Regenbogen (Zeichen für Homosexualität), in früheren Epochen erkannte man sich an grünen, lilanen, roten oder rosanen Kleidungsstücken oder Accessoires.
Haben die Cruiser sich gefunden, findet der Sex dann auch häufig in der Semi-Öffentlichkeit statt, also in Toiletten, im Auto, im Wald oder hinter Büschen. Typischerweise handelt es sich um schnellen Sex, oftmals auch ohne vorher oder währenddessen miteinander zu reden.
Trotz der Möglichkeit, potenzielle Sexualpartner über das Internet oder Dating-Apps kennenzulernen, bevorzugen viele Homosexuelle immer noch das Cruising. Früher wurde es vor allem aufgrund mangelnder Akzeptanz praktiziert, heute verspricht das Cruising immer noch einen ganz besonderen Kick.