Was passiert, wenn man Sperma nicht rauslässt?
Du masturbierst oder hast Sex, Du ejakulierst, das Sperma ist draußen – so weit, so einfach. Aber was passiert eigentlich, wenn Du das Sperma nicht rauslässt? Wenn Du eine Zeit lang oder sogar für immer abstinent lebst? Kommt es dann zu einem Samenstau, von dem immer wieder mal die Rede ist? Oder lässt Dein Körper das Sperma auf anderem Wege verschwinden? Interessante Fragen, der wir mal etwas genauer auf den Grund gegangen sind. Denn die Spermaproduktion steht ja eigentlich nie still, oder?
Ein Kraftwerk für Sperma – die Produktion ist rege!
Jeden Tag produzieren Deine Hoden etwa 40 Millionen Spermien. Nun sind die Schwimmerchen zwar ziemlich klein, doch auch der Platz in Deinen Hoden ist begrenzt. Was passiert also mit der immer weiter anwachsenden Spermienproduktion, wenn Du keinen Platz für Nachschub schaffst? Ein ewiger Mythos ist und bleibt der berühmt-berüchtigte Samenstau, den einige Männer sogar laut eigener Aussage spüren können. Sie fühlen dann großen Druck, das Sperma muss raus, die Hoden schmerzen! Aber entsteht das Gefühl viel mehr im Kopf oder ist es wirklich echt?
Fakt ist, Deine Prostata und Deine Hoden hören nicht auf zu produzieren, nur weil Du nicht ejakulierst. Damit wäre es erst einmal logisch zu erklären, dass der Samenstau nach einer gewissen Zeit auftritt. Aber Dein Körper arbeitet sehr effizient und sammelt ungenutztes Sperma nicht einfach permanent in den Hoden an. Stattdessen wird es resorbiert, damit Platz für Nachschub geschaffen wird. Die Spermien werden also aufgelöst und dann über die Lymphbahnen und die Blutbahn abtransportiert.
Vielleicht werden einige von Euch nun sagen, dass es bei ihnen anders funktioniert, nämlich durch einen nächtlichen Samenerguss, auch Pollution genannt. Dabei ejakulierst Du nachts, ohne besondere Träume und ohne Dich selbst zu berühren. Manchmal findet ein solches Ereignis schon nach wenigen Tagen Abstinenz statt, manchmal erst nach Monaten und manchmal auch gar nicht.
Faktencheck zum Samenerguss – das musst Du unbedingt wissen
Kavaliersschmerzen – es gibt sie wirklich
Kavaliersschmerzen oder auch „Blue Balls“ gelten als Mythos, allerdings als einer, an dem etwas dran ist. Als Blue Balls wird das Phänomen bezeichnet, wenn sich Deine Hoden durch einen nicht stattgefundenen Samenerguss blau verfärben. Allerdings handelt es sich hier nicht um einen Samenstau, sondern um ein Phänomen, das nach starker sexueller Erregung ohne Orgasmus auftreten kann. Schuld hierfür ist ein Muskelkrampf im Bereich der Samenwege, der zu Schmerzen und sogar zu einer Blaufärbung der Hoden führen kann. Tut weh, ist aber nicht gefährlich und tritt außerdem nur sehr selten auf. Also kein Argument, wenn Du Deine:n Partner:in von Sex überzeugen möchtest.
Der Samenerguss und sein Einfluss auf Prostatakrebs
Enthaltsamkeit ist grundsätzlich nicht gesundheitsgefährdend. Im Rahmen des „No-Nut-Novembers“ verzichten auch immer mehr (junge) Männer freiwillig für einen Monat auf sexuelle Aktivität. Allerdings haben Forschende bereits herausfinden können, dass häufige Samenergüsse das Risiko von Prostatakrebs verringern können. Die besten Ergebnisse ergaben sich bei Männern, die mehr als 21 Mal pro Monat ejakulierten. Somit kann die Anschaffung eines neuen Masturbators sogar als Investition in die Gesundheit gesehen werden.
Die retrograde Ejakulation und ihre Folgen
Eine besondere Form des verhinderten Samenergusses ist die retrograde Ejakulation. Bei dieser Variante tritt kein sichtbarer Samenerguss aus Deinem Penis aus, stattdessen gelangt das Ejakulat über die Harnröhre in die Blase. Dieses Phänomen wird ausgelöst, wenn sich der Blasenhals beim Orgasmus nicht schließt. Das Ejakulat wird dann fehlgeleitet und in die Blase entleert. Folgen hat das für Dich zunächst einmal nicht, beim nächsten Urinieren verlässt das Sperma Deinen Körper. Wenn das Phänomen öfters auftritt, solltest Du allerdings eine:n Ärztin:Arzt aufsuchen!
Verweiblichung des Körpers – nur ein Mythos!
Böse Zungen behaupten, dass Männer, die über einen langen Zeitraum keinen Samenerguss haben, körperlich zu einer Frau werden. Das ist natürlich absoluter Unsinn, allerdings verändert sich der Anteil der Geschlechtshormone bei dauernder Abstinenz tatsächlich. Es wird weniger Testosteron produziert, nach rund sieben Tagen befindet sich der Testosteronspiegel auf seinem Maximum. Danach beginnt er kontinuierlich zu sinken. Das kann sich beim Muskelaufbau bemerkbar machen, da Testosteron hier einen begünstigenden Einfluss hat. Eine Verweiblichung des männlichen Körperbaus findet jedoch auch bei dauerhafter Abstinenz nicht statt.
Macht Ejakulationslosigkeit traurig?
Sex und Masturbation sind eng mit der Ausschüttung von Hormonen wie Oxytocin und Endorphinen verbunden. Oder, um es kurz auf den Punkt zu bringen: Hast Du Sex (auch mit Dir selbst), bist Du (in der Regel) glücklich. Außerdem wird durch Sex die Menge des Stresshormons (Cortisol) eingeschränkt.
Tatsächlich kann es passieren, dass der dauerhafte Verzicht auf Samenergüsse das Gefühlsleben negativ beeinflusst. In einigen Studien gaben Männer an, dass der Verzicht auf Masturbation oder Sex dazu führte, dass sie weniger leistungsfähig und vermehrt traurig waren. Das ist aber letztlich wohl ein ganz individueller Prozess.
Achtung Mindesthaltbarkeit – abgelaufenes Sperma?
Wir wissen nun also, dass der gefährliche Samenstau ein Mythos ist und der Körper die überschüssigen Spermien abbaut. Aber was ist eigentlich, wenn er dafür zu lange braucht? Sind die vorherigen Spermien dann irgendwann schlecht? Hat Sperma ein MHD und muss bis zu einem gewissen Datum verbraucht oder eben entsorgt werden, damit es nicht zur Schimmelbildung kommt? Nein: Der Körper weiß genau, wann er mit der Entsorgung beginnen muss. Tatsächlich kann es aber passieren, dass in einem Samenerguss, der nach langer Abstinenz erfolgt, weniger lebensfähige Spermien enthalten sind. „Schlecht“ sind die im eigentlichen Sinne aber nicht.
Fazit: Was passiert, wenn man Sperma nicht rauslässt?
Wie oft Du ejakulierst, bleibt glücklicherweise Deine ganz individuelle Entscheidung – Du musst keine gesundheitlichen Folgen befürchten, wenn Du mal eine Zeit lang nicht masturbierst oder Sex hast. Es gibt Männer, die in Abstinenz einige Vorteile sehen und auch Mediziner, die der Annahme zustimmen. Andere wiederum sind sich sicher, dass viele Orgasmen einen positiven Einfluss auf die Gesundheit haben.