Kondom Geschichte
Von Tierdärmen bis zur Latexhülle
Kondome gehören für viele einfach dazu. Aufreißen, überziehen und sicheren Sex haben, so einfach geht das heute. Aber wer hat die Lümmeltüte in ihrer heutigen Form eigentlich erfunden und welchen Weg musste die Geschichte hierfür zurücklegen? Die Grundidee für das Kondom von heute liegt einige Zeit in der Vergangenheit. Denn es gibt ca. 10.000 Jahre alte Höhlenmalereien, die eingehüllte Penisse zeigen. Wir nehmen Dich mit auf eine Zeitreise durch die faszinierende Geschichte des Kondoms.
Von der Penishülle zum Leinensäckchen
Früher trugen die Menschen Penishüllen allerdings nicht zur Verhütung. Das beste Stück wurde eingehüllt, um den Penis vor Krankheiten, Verletzungen im Kampf und vor negativen Energien durch Geister zu schützen. Extravagante Penishüllen dienten außerdem als Schmuck und zeigten den Status eines Mannes. Laut der Legende war es der griechische König Minos, der eine Penishülle zum ersten Mal beim Sex benutzte.
Er hatte Angst, dass sein Samen tödlich für seine Frau Pasiphae ist. Um das zu verhindern, schneiderte er sich ein Kondom, was aus der Blase einer Ziege hergestellt war. So verhinderte er, dass seine Frau mit dem Samen in Kontakt kam. Tierblasen wurden seitdem regelmäßig beim Sex genutzt, allerdings mehr aus der Angst vor giftigem Samen und nicht, um Nachwuchs und Krankheiten zu verhüten.
Die Verhütung von Krankheiten wurde erst Ende des 16. Jahrhunderts interessant, denn die Seefahrer brachten Syphilis mit nach Hause und lösten eine Seuche aus. Ein italienischer Arzt fand heraus, dass die Krankheit beim Sex übertragen wurde. Es wurden Leinensäckchen verwendet und bis heute gilt dies als der wichtigste Schritt auf dem Weg zum Kondom.
Vom Hammeldarm zum Samt-Modell
Es sollte bis zur Mitte des 17. Jahrhunderts dauern, bis „Dr. Condom“, wie er genannt wird, die entscheidende Idee hatte. Er gab Männern den Rat, Hammeldärme zu verwenden, um sich beim Geschlechtsverkehr vor Krankheiten zu schützen. Dank dieser Entwicklung wurde der Mediziner aus Großbritannien zum Ritter geschlagen und die Menschen waren besser vor Geschlechtskrankheiten geschützt.
Im 18. Jahrhundert sorgte Casanova dafür, dass Kondome noch weiter an Popularität gewannen. Er verwendete Präservative aus Tigerdärmen, um sich damit vor sexuell übertragbaren Krankheiten zu schützen. Da Casanova viel unterwegs war, wurde das schnell bekannt und die Verhütungsmethode etablierte sich nach und nach.
Vergleichbar mit der heutigen Zeit war das damalige Kondom noch nicht, es wurde anders benutzt. Zum einen musste jedes Kondom händisch hergestellt werden und zum anderen wurden sie niemals entsorgt, wenn sie nicht kaputt waren. Sie wurden auch geflickt, wenn sich ein Riss gebildet hatte. Für die besonders reichen Männer waren Luxusmodelle vorhanden, die von innen mit Samt gefüttert waren, für den besonderen Tragekomfort.
Wie ein Reifenhersteller die Verhütung revolutionierte
Erst in der Mitte des 19. Jahrhunderts wurde das Kondom schließlich massentauglich. Verantwortlich war der Reifenhersteller Charles Goodyear, der ein neues Verfahren entwickelte. Er schaffte es, Kautschuk zu vulkanisieren und so ein wasserdichtes und elastisches Material zu kreieren, was ideal für die Herstellung von Kondomen geeignet war. Die erste Vermarktung fand 1870 statt. In Fabriken wurden sie als Massenware hergestellt.
Ein damaliges Kondom hatte eine Dicke von rund 2 mm und war mit einer groben Längsnaht versehen. Zwar boten die Gummihüllen einen gewissen Schutz, mit der heutigen Kondomstärke und Qualität sind sie aber nicht zu vergleichen. Im Jahr 1912 wurde dann die nächste Revolution auf dem Markt der Kondome erlebt, diesmal ausgelöst durch Julius Fromm, der als Begründer der bekannten „Fromms“ Kondome gilt.
Er nutzte Goodyears Latexlösung und tauchte einen phallusartigen Glaskolben hinein. Als Ergebnis präsentierte er nicht nur ein deutlich dünneres Kondom, sondern auch eines, was über ein Reservoir für das Ejakulat verfügte. Gleichzeitig sorgte das dafür, dass die Kondome ohne Längsnaht produziert werden konnte.
Und heute? Latexkondome dominieren den Markt
Latexkondome bestehen aus Naturkautschuk-Latex. Hierbei handelt es sich um einen Bestandteil des Milchsafts aus einer Kautschukpflanze. Gewonnen wird es in der Regel vom Kautschukbaum, der sein natürliches Habitat im Amazonasbecken hat. In Kautschuk sind rund 2,8 Prozent Harz, 2,8 Prozent Eiweiß, 0,38 Prozent mineralische Bestandteile und 0,6 Prozent Wasser enthalten. Die Installierung von Kautschuk-Plantagen in Europa wurde mehrmals versucht, war aber nicht umsetzbar. Auch wenn bis heute nicht exakt bekannt ist, woran es liegt, wachsen die Produzenten des Rohstoffs für Kondome ausschließlich in ihrem natürlichen Habitat rund um das Amazonasbecken.
Eine Alternative zum natürlichen Kautschuk ist die synthetische Variante. Es wird durch das Verfahren der Polymerisation produziert. Seine Rohstoffe sind Butadien und Styrol, teilweise werden auch Vinylacetat, Reinacrylat und Styrolacrylat für die Produktion verwendet. Aus Kohlenwasserstoffen werden die benötigten Polymerenketten hergestellt. Synthetischer Kautschuk hat den Vorteil, dass er keine Eiweißstoffe enthält. So kann das Allergiepotenzial gesenkt werden.
Um ein Kondom aus Latex herzustellen, werden Kolben geformt, die der Formgebung dienen. Diese werden in flüssigen Kautschuk eingetaucht und dann getrocknet. So entsteht das Kondom in seiner natürlichen Penisform. Durch verschiedene Kolbengrößen können unterschiedliche Kondomgrößen produziert werden. Vor der Erfindung der Kolbentechnik wurden Latexkondome mit einer Naht produziert, die jedoch ein Sicherheitsrisiko darstellte.
Bevor ein fertiges Kondom in der Verpackung landet, werden verschiedene Sicherheitstests durchgeführt, um Safer Sex zu ermöglichen.
Woraus besteht ein Kondom, wenn nicht aus Latex?
#1: Kondome aus Polyisopren
Sie haben ähnliche Eigenschaften wie das Latexkondom, sind aber für Allergiker:innen geeignet. Kondome aus synthetischem Polyisopren enthalten keine Eiweißstoffe und sind somit kein Allergieauslöser. Es wird davon ausgegangen, dass die Latexallergie durch das natürliche Eiweiß im Naturkautschuk ausgelöst wird. Als synthetische Alternative hat Polyisopren ähnliche Eigenschaften wie Neopren, ist allerdings deutlich dünner und hat genug Flexibilität, um als Kondom verwendet zu werden.
#2: Kondome aus Polyurethan
Die zweithäufigste Alternative sind Kondome aus Polyurethan. Es handelt sich dabei um ein elastisches Kunststoffgemisch, was gerade einmal 0,02 mm dick ist und damit als gefühlsecht durchgeht. Polyurethane triggern keine klassische Latexallergie, eine Überempfindlichkeit gegenüber den verwendeten Kunststoffen kann aber nicht gänzlich ausgeschlossen werden.
#3: Kondome aus Naturdarm
Nach wie vor existieren Kondome aus Naturdarm, in der Regel Schafsdarm. Bevor das klassische Kondom aus Kautschuk produziert wurde, war der Vorläufer fast immer aus den Därmen von Tieren hergestellt. Als Verhütungsmittel ist Schafsdarm aber nur bedingt geeignet. Zwar ist es möglich, eine ungewollte Schwangerschaft zu verhindern, doch Krankheitserreger werden nicht aufgehalten. In Europa werden solche Kondome nicht in den Verkehr gebracht, da Safersex hier auch die Verhinderung von Krankheitsübertragungen beinhaltet.
Fazit:
Die Geschichte des Kondoms ist ziemlich spannend, früher bestanden sie aus Leder, Tierhäuten und vielen anderen Naturmaterialien. Mit der Entwicklung des Kautschuks wurde eine Revolution auf dem Kondommarkt gestartet. Heute sind Latexkondome der Standard, die Alternativen etablieren sich aber immer mehr.
Dennoch ist auch heute noch die Kondomindustrie damit beschäftigt, das beliebte Verhütungsmittel zu verbessern und perfektionieren. Mittlerweile gibt es eine riesige Abwechslung von Kondomen mit Geschmack, in verschiedenen Größen, mit Feuchtigkeit oder Kondomen mit stimulierenden Noppen, sodass kein Wunsch offenbleibt. Für Menschen mit einer Latexallergie wurden außerdem Alternativen geschaffen. What a time to be alive! 😉