Offene Beziehung Regeln

Warum sich Paare auf eine offene Beziehung einlassen, kann ganz unterschiedliche Gründe haben. Unter Umständen ist die Beziehung nach vielen Jahren im Bett etwas eingeschlafen, und man erhofft sich dadurch eine Wiederbelebung. Vielleicht sind die Befürworter aber auch einfach nur sehr experimentierfreudig und lieben den Kick beim Sex mit wechselnden Partnern.  

Solltest Du jetzt meinen, dass eine offene Beziehung ganz easy funktioniert, da es ja keinerlei Heimlichkeiten und Verpflichtungen gibt, hast Du Dich gewaltig geirrt. Auch wenn beide Partner sich mit anderen vergnügen dürfen, gibt es dennoch klare Regeln. Nur wenn gewisse Vereinbarungen eingehalten werden, kann eine offene Beziehung auf Dauer überhaupt funktionieren.

Auch wenn sich die Partner in einer offenen Beziehung keine Treue schwören, kann nicht einfach jeder tun, was er möchte. Die beiden Parteien haben sich in gegenseitigem Einverständnis darauf geeinigt, dass sexuelle Aktivitäten mit anderen Personen erlaubt sind. Im Gegensatz zu einer Affäre, gibt es in diesem Fall keine Geheimniskrämerei, der Partner weiß in der Regel, wann und mit wem sich der andere trifft. Es gibt also eine ganz normale Liebesbeziehung, in der beide Geborgenheit und Sicherheit erfahren, die auch gar nicht in Frage gestellt wird.  

Eine offene Beziehung bietet sich vor allem dann an, wenn die sexuellen Bedürfnisse und Vorlieben stark voneinander abweichen. Dann muss sich keiner für den anderen verbiegen und dauerhaft irgendwelche Kompromisse eingehen. Natürlich kann auch die Partnerschaft davon profitieren, häufig vertieft sie sich sogar noch, weil sie neue Impulse erhält. Das Vertrauen kann zunehmend wachsen, was zur Festigung der Verbindung beitragen kann. Vielleicht entdeckt Ihr auch neue Sexualpraktiken, die Ihr dann später mit Eurem festen Partner ausprobieren wollt. Die offene Beziehung sollte aber niemals eine Notlösung darstellen, wenn die Beziehung kurz vor dem Aus steht.

Sicher erfordert die offene Beziehung eine eher lockere Einstellung von beiden Partnern. Dennoch kann sie wesentlich anstrengender sein, denn Offenheit bedeutet nicht gleich Narrenfreiheit. Solltet Ihr zu einer offenen Beziehung tendieren, stellt vorher sicher, dass Ihr ein paar grundlegende Regeln sicher einhalten könnt.  

Der Wunsch muss von beiden Partnern ausgehen

Jede Partnerschaft erlebt Höhen und Tiefen, sowohl in Liebesdingen als auch im sexuellen Kontext. Unter Umständen kommt dann auch das Thema offene Beziehung auf den Tisch, weil Ihr Euch frischen Wind davon erhofft. Sprecht in einem ruhigen Moment darüber und lotet für Euch aus, ob dieses Modell für Euch eine Option sein könnte. Bei diesem Gespräch sollten alle Fragen geklärt und Ängste ausgeräumt werden. Die offene Partnerschaft könnt Ihr keinem aufschwatzen, Ihr beide müsst wirklich Interesse daran haben. Sollte einer von Euch ohnehin ein Problem mit Verlustängsten und Eifersucht haben, wäre eine offene Beziehung eher kontraproduktiv.    

Kommunikation und Ehrlichkeit sind das A und O

Diese beiden Aspekte sind in der offenen Beziehung sogar noch bedeutungsvoller als in einer normalen Partnerschaft. Ihr solltet vorher darüber sprechen, ob Euch an Eurer Partnerschaft etwas stört, hier sollte es keine Missverständnisse und Unklarheiten geben. Es macht keinen Sinn, außerhalb etwas zu suchen, was Ihr in Eurem Zusammenleben vermisst.  

Auch wenn Ihr bereits in der offenen Beziehung lebt, solltet Ihr Euch über Eure Emotionen und Euer Befinden austauschen. Sobald sich einer von Euch nicht mehr wohl spielt, wäre ein Ende in Betracht zu ziehen. Ihr müsst selbst entscheiden, ob Ihr Euch gegenseitig von Euren sexuellen Abenteuern erzählt, beziehungsweise wie sehr Ihr ins Detail gehen möchtet. Stellt der Partner diesbezüglich Fragen, solltet Ihr diese immer ehrlich beantworten und nichts verheimlichen.  

Ohne Safer Sex geht gar nichts

Ihr liebt Euren Partner, wollt aber auch mit anderen Personen Sex haben - an sich kein Problem. Ein solches könnte aber schnell entstehen, wenn Sicherheit nicht oberste Priorität hat. Verhütung soll nicht nur vor einer Schwangerschaft schützen, sondern muss auch einen Schutz vor sexuell übertragbaren Infektionen bieten. Sicher wollt Ihr Euren Partner nicht infizieren, weshalb die Benutzung von Kondomen beim Safer Sex selbstverständlich sein sollte. Solltet Ihr das Kondom vergessen haben, oder ist das Kondom gerissen, sprecht mit Eurem Partner darüber und konsultiert im Zweifel einen Arzt.  

Grenzen von beiden Partnern müssen respektiert werden

Auch wenn Ihr sehr offen seid, gibt es für Euch innerhalb der offenen Beziehung ganz klare Grenzen. Die gemeinsam festgelegten Regeln sind immer einzuhalten, das ist ein Zeichen von Respekt gegenüber dem anderen. Sind Kontakte mit Kollegen oder gemeinsamen Bekannten tabu, dann lasst die Finger davon. Habt Ihr festgelegt, wie häufig Dates stattfinden dürfen, dann trefft Euch nicht häufiger mit anderen.  

Zeitpunkte und Orte gemeinsam festlegen

Wenn Ihr nicht möchtet, dass eine:r von Euch im gemeinsamen Bett mit einer anderen Person schläft, stellt eine eindeutige Regel dafür auf. Es ist wichtig, dass Ihr vereinbart, an welchen Orten Intimitäten mit anderen stattfinden dürfen. Erzählt dem Partner von ausgemachten Dates, damit dieser weiß, wo er sich in dieser Zeit besser nicht aufhalten sollte. Bessere Treffpunkte sind die Wohnung des Sexualpartners, ein Hotelzimmer oder auch ein Swingerclub.  

Offene Beziehungen gelingen, wenn Ihr Euch an gemeinsame Absprachen und Regeln haltet. Sobald einem von Euch Zweifel kommen, müsst Ihr darüber reden, ob dieses Beziehungsmodell für Euch auf Dauer überhaupt in Frage kommt. Aber wenn Ihr immer offen und ehrlich über Eure Gefühle sprecht, spricht diesem Beziehungsmodell überhaupt nichts entgegen.